Tschüss, Oste! Heute, am Tag 3 meiner kleinen Radtour, erreiche ich die Mündung des kleinen Flusses in die Elbe und radele im Anschluss über Deiche und am Strand entlang weiter bis nach Cuxhaven. Nordseefeeling pur!
Die Nordsee ruft! So laut, dass ich es am nächsten Morgen kaum erwarten kann, aufzubrechen. Ich packe also sehr schnell meine Sachen und bin früh mit meinem Fahrrad unterwegs, um zunächst von Cadenberge zur Mündung der Oste und dann weiter nach Cuxhaven zu radeln. Das sind inklusive eines Abstechers zum Ostesperrwerk und nach Otterndorf ungefähr 35 Kilometer. Das schöne Wetter vom Vortag, als ich von Hechthausen nach Cadenberge fuhr, hat sich gehalten. Ein wundervoller Radeltag liegt vor mir.
Von Cadenberge nach Neuhaus an der Oste
Welch wunderschöne Wörte das Norddeutsche erfindet …
Cadenberge liegt auf einem Hügel, sodass ich den Berg, den ich am Vortag von Geversdorf aus hochgeradelt bin, einfach wieder herunterrollen kann. Auch heute will ich den Autoverkehr auf vielbefahrenen Straßen natürlich vermeiden und umfahre die B73 lieber, auch wenn das einen Umweg bedeutet. Wieder an der Oste angelangt fällt mir (mal wieder) auf, welch schöne Wörter das Norddeutsche erfindet. Da gibt es ein Landschaftschutzgebiet mit dem Namen Schnook, Straßen, die Dingwörden oder Itzwörden heißen, und Orte wie Belum oder Altenwisch. Wenn ich das höre, fühle ich mich immer gleich zu Hause …
Der Name des nächsten Dorfs, das ich durchfahre, ist dagegen fast langweilig: Neuhaus (Oste). Aber der Ort ist sehr hübsch, mit verwinkelten Straßen, der Emmaus-Kirche, einem typischen Kirchenbau für diese Gegend,
vielen stattlichen Backsteinhäusern, einem alten Kontorhaus mit passendem Kornspeicher und einem kleinen Hafen, in dem bei Niedrigwasser die Boote trockenfallen, also mit dem Rumpf aufsetzen.
Auf zum Ostesperrwerk
Mein eigentliches erstes Ziel an diesem Tag ist aber das Ostesperrwerk, das ein Stück nördlich von Neuhaus die Oste an der Mündung in die Elbe überspannt. Dafür biege ich ein Stück hinter dem Ort in den Neuhäuser Deich ein und fahre dann ziemlich lange neben dem Deich entlang, bevor das Sperrwerk vor mir auftaucht.
Bei Sturmflut wird das Sperrwerk geschlossen
Mit seinem Bau wurde 1964 begonnen, nachdem die Sturmflut von 1962 entlang der Oste große Schäden angerichtet hatte. Mit dem Sperrwerk soll das Hinterland der Oste vor Hochwasser geschützt werden. Es hat fünf Bereiche. Die jeweils äußeren beiden sind mit Schalen versehen, die bei Sturmflut abgesenkt werden können (im Bild rechts ganz gut zu erkennen), In der Mitte stellt eine Klappbrücke sicher, dass die Oste trotz Sperrwerk schiffbar bleibt. Kommt ein Schiff, das nicht unter der Brücke hindurchpasst, wird der Verkehr angehalten und die Fahrbahn hochgeklappt. Bei Sturmflut kann auch diese Durchfahrt gegen das auflaufende Wasser geschlossen werden.
Gleich neben dem Ostesperrwerk informiert das Natureum Niederelbe über den Lebensraum Küste. Einen Besuch darin hebe ich mir aber für einen anderen Tag auf, denn nach wie vor ruft mich die Nordsee. Also verlasse ich das Sperrwerk und wende mich nach Westen.
Durch das Land Hadeln nach Otterndorf
Von nun an begleitet mich nicht mehr die Oste, sondern die Elbe, die hier – so kurz vor der Mündung in die Nordsee – gewaltige Ausmaße angenommen hat. Allerdings sehe ich vorerst recht wenig von ihr, denn zwischen mir und dem Fluss liegt nicht nur der Deich, sondern auch ein großes, grünes und nasses Stück Außendeich. Stattdessen fahre ich an einem malerischen, kleinen Kanal entlang, der mit wunderschönen reetgedeckten Fachwerkhäusern gesäumt ist und auf dem gleich mehrere Ruderer und Kajakfahrer unterwegs sind. Das würde mir auch gefallen …
Leider schlägt dann mal wieder die defekte Speicherkarte zu. Ein Foto des hübschen Baljer Leuchtturms habe ich leider nicht, dafür aber von der modernen Baljer Leuchtfeueranlage.
Auch von Otterndorf, wohin ich als Nächstes radele, habe ich keine Fotos. Aber dass das eine ausgesprochen hübsche kleine Stadt mit einem sehr sehenswerten Zentrum (und vielen Touristen) ist, ist ja bekannt.
Vor dem Deich nach Cuxhaven
Kurz hinter Otterndorf beginnt der für mich schönste Abschnitt der heutigen Radtour: Ich wechsele auf den Weg vor dem Deich und bin nun endlich direkt am weiten, weiten Wasser angelangt.
Kurz vor der Mündung in die Nordsee hat die Elbe gewaltige Ausmaße angenommen
Das ist übrigens noch die Elbe, die hier aber bereits zehn bis zwölf Kilometer breit ist. Die Luft ist salzig und klar, links und rechts des Wegs wechseln sich Sand- und Grasstrände ab und ein an diesem Sommertag warmer Wind pfeift mir um die Nase. Es fühlt sich also für mich so an, als wäre ich bereits an der Nordsee angekommen, auch wenn die Grenze zwischen Fluss und Meer geografisch erst ein paar Kilometer weiter nördlich an der Kugelbake Cuxhaven liegt.
Den Weg an der Wasserkante entlang teile ich mir mit jeder Menge wichtiger Mitarbeiter der Deichpflege: den Schafen nämlich, die sich gern einmal genau da platzieren, wo ich mit meinem Fahrrad vorbei muss.
Ansonsten betupfen sie den Deich und das Vorland malerisch mit weißen Punkten und markieren den Weg mit ihren Schafskötteln, damit der Radfahrer auch weiß, wo er langfahren muss.
Im Hintergrund ist schon der Leuchtturm Dicke Berta zu sehen, der direkt auf meinem Weg liegt und schon zu Cuxhaven, genauer Cuxhaven-Altenbruch, gehört. Hier noch einmal von nah:
In der Ferne taucht dann auch schon die Kugelbake vor mir auf, Wahrzeichen der Stadt Cuxhaven und Beginn der Nordsee.
Und ich bin nicht nicht die Einzige, die diesen herrlichen Tag am Meer genießt!
Irgendwann kann ich mich vom Meer, vom Strand und von diesem unfassbar blauen, strahlenden Himmel losreißen und fahre zu meinem Hotel in Cuxhaven.
Hinter mir liegen drei tolle Radeltage. Ich würde die Strecke die Oste entlang jederzeit wieder fahren: Die Landschaft ist superschön und es gibt am Wegesrand mehr zu sehen und zu besichtigen, als ich zunächst gedacht hatte. Das Flüsschen macht Lust auf mehr – vielleicht radele ich ja mal den Oberlauf ab der Quelle in Otter bei Tostedt ab. Das ist ja auch gleich um die Ecke …
Das ist ja eine wunderschöne Radtour!
Die Gegend kenne ich ein wenig, aber mit dem Fahrrad hat man doch mehr Zeit zum Genießen der Landschaft als wenn man nur mit dem Auto durchfährt…
Danke für den schönen Bericht. Auch die Fotos machen Lust auf mehr!
Es freut mich, dass Ihnen mein Bericht gefällt. Die Tour ist wirklich schön und die einzelnen Etappen lassen sich von Hamburg aus auch gut als Tagestouren unternehmen.
Viele Grüße
Cordula Natusch
Da ich selbst am Recherchieren bin zu Radwegen entlang Flüssen deutschlandweit, traf ich über die Verlinkung von Oste-Radweg auf diesen schönen Beitrag. Und ja, wie die „Vorleserin“ auch bemerkte, sind die Fotos so schön, dass ich am liebsten sofort losradeln wollte. Wann wird es endlich Frühjahr?? 🙂
Danke für den interessanten Einblick – und wer weiß, vielleicht begegnet man sich eines Tages in Hamburg oder zwischen Lüneburger Heide und der Metropolregion mit oder ohne Rad …
Danke, es freut mich, dass der Beitrag Lust auf mehr macht. Und ich freue mich immer, andere Blogger zu treffen. Einfach melden …
Wunderschön beschrieben, sehr informativ und tolle Bilder.
Habe genau diese Tour im letzten Jahr abgeradelt. Hab’s leider nicht so toll dokumentiert wie du es hier zeigst. Dein Bericht weckt nun wieder schöne Erinnerungen.
Danke!
Hallo, Helmut, vielen Dank für dein Lob, das freut mich sehr. Vor allem, dass dir meine Fotos gefallen – wo du doch auf deinem Blog so tolle Fotos zeigst!
Beste Grüße
Cordula
Oh, vielen Dank Cordula
Ein wunderbarer sehr schön zu lesender Bericht den ich genossen habe und der mich wieder an meine jungen Jahre erinnert hat. Der gesamte Bereich an der Elbmündung ist für mich immer wieder faszinierend. Einen Teil der Strecke (von Oberndorf bis Otterndorf) bin ich selbst mehrfach gefahren, da ich schon seit meiner Kindheit in diese Region fahre und bei meinen Verwandten in Cadenberge.untergebracht bin. wo ich gerade noch Anfang Novembrr zu einem Geburtstag war.
Vielen Dank, es freut mich, dass Ihnen der Bericht gefällt. Gerade die Strecke zwischen Oberndorf und Otterndorf ist wirklich wunderschön. Noch viel Spaß in der Gegend!