Graue Stadt am Meer. So nannte der größte Sohn Husums, Theodor Storm, seine Vaterstadt. Aber nein, Herr Storm, das stimmt nicht. Husum ist nicht grau. Vielmehr ist die nordfriesische Hafenstadt tief eingetaucht in das kräftige, dunkle Violett der Krokusblüten!
Irgendwann noch ganz früh im Jahr, wenn der Frühling sich zwischen den kalten Wintertagen noch kaum erahnen lässt, wenn die Sonne aber schon manchmal herausschaut und uns alle mit ihrer Kraft überrascht, irgendwann dann sprießen sie aus dem nassen, kaum aufgetauten Boden heraus: die Krokusblüten mit ihren farbenfrohen Kelchen. Besonders viele der Frühblüher wachsen im Schlosspark in Husum – in tiefstem, leuchtendem Lila.
Das Blütenwunder des Nordens
Das Blütenwunder des Nordens wird die Krokusblüte in Husum auch genannt. Es ist die schiere Menge, die sie so besonders und so wundervoll macht: Über 4 Millionen Krokuszwiebeln sind allein im ca. 5 Hektar großen Schlossgarten verteilt und verwandeln die Rasenfläche in einen violetten Teppich. Und das ist nicht alles, der Krokus ist überall in der Stadt zu sehen. Schon auf dem Weg vom Bahnhof in die Innenstadt laufe ich an vielen violetten Flecken, begleitet von Schneeglöckchen und Märzenbechern, vorbei. Auch vor dem Ostenfelder Haus und am Grab von Theodor Storm stehen ganze Felder der frühen Blumen. Und auch sonst herrscht in Husum Violett: violette Schirme, Krokuspostkarten in Massen, Krokusblütentee und so weiter – ganz schön viel Wirbel um ein hübsches, aber doch eher unspektakuläres Pflänzchen, das sich in Gärten, auf Wiesen und am Wegesrand munter ausbreitet.
Ein Blütenmeer für den wertvollen Safran
Warum es gerade hier so viele Krokusse gibt, ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich wurden sie angepflanzt, um aus ihnen den wertvollen Safran zu gewinnen. Entweder steckten dahinter Mönchen, deren Kloster früher an dieser Stelle stand und die den Farbstoff des Safrans nutzen wollten. Oder die Zwiebeln wurden auf Veranlassung der Herzogin Maria Elisabeth gesetzt, die den Safran für die Zuckerbäckerei brauchte.
Kein Färben, kein Würzen – nur hübsch sind die Krokusse
Wer auch immer diese Idee hatte, er irrte sich in der Krokussorte. In Husum blüht der crocus napolitanus, Safran aber lässt sich nur aus dem crocus sativus gewinnen. Die Stempel des gewöhnlichen, in Husum wachsenden Krokus lassen sich weder zum Färben noch zum Würzen verwenden. Den früheren Bewohnern von Kloster, Schloss und Stadt brachten die Blumen also eher wenig.
Die Krokusblüte lockt Touristen an
Für die heutigen Einwohner Husums aber sind sie ein echter Segen. Während der Krokusblüte strömen zahllose Touristen in die Stadt und bewundern die violette Pracht. Der Blütenteppich vor dem Schloss ist vor allem ein beliebtes Fotomotiv. An einem Wochenende während der Krokusblüte findet in Husum das Krokusblütenfest statt, bei dem auch die Husumer Krokusblütenkönigin gekürt wird.
Die Blütenpracht ist von der Witterung abhängig
Wann es sich besonders lohnt, die Blütenpracht in Husum zu besuchen, ist stark von der Witterung abhängig. Nach harten Wintern trauen sich die Krokusse erst später aus der Erde, dann wird gegebenenfalls auch das Krokusblütenfest verschoben. Informationen gibt es auf der Website des Husumer Tourismusbüros. Und wer ganz sicher gehen will, findet hier auch eine Webcam, die den Blütenstand im Schlosspark live ins Netz überträgt.
Stand der Krokosblüte, Termin des Krokusblütenfests:
Husumer Tourismusbüro
Anschrift Schlosspark:
König-Friedrich V-Allee
25813 Husum