Hamburg, Kultur
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Der schönste Blick auf Hamburg

Blick auf Hamburg von den Musicaltheatern aus

Wer als Fotograf den schönsten Blick auf Hamburg vor die Linse bekommen will, sollte sich einmal auf den Weg zu den Musical-Theatern auf der anderen Seite der Elbe, genau gegenüber den Landungsbrücken, machen.

Ein Tag im März, es ist warm, sonnig, ein Hauch von Frühling ist zu spüren. Tausende Menschen strömen an den Hamburger Hafen, besuchen die Landungsbrücken, laufen auf den Pontons vorbei an Hafenfähren und Ausflugsbooten. Musicalbesucher warten auf eines der Schiffe, mit denen sie zum anderen Ufer der Elbe zu den dort gelegenen Bühnen übersetzen.

Auf zum „Der König der Löwen“ und zu „Lord Helmchen“

Ich gehöre nicht zu den Musicalbesuchern und unternehme dennoch regelmäßig einen Ausflug zur anderen Elbseite, hin zum gelben Theaterzelt, in dem „Der König der Löwen“ gespielt wird, und zum Theaterbau daneben – von den Hamburger wegen seiner Form spöttisch „Lord Helmchen“ genannt. Denn der Platz vor den Theatern bietet den schönsten Blick auf Hamburg und vor allem auf die Elbphilharmonie überhaupt. Und wenn nicht gerade eine Vorstellung beginnt oder endet und Theatergäste die Promenade füllen, teile ich mir diese wundervolle Ecke Hamburgs meist nur mit einer Handvoll anderer Menschen. Aber wie hinkommen?

Mit der Fähre? Oder dem Auto? Oder doch zu Fuß?

Glücklicherweise gibt es verschiedene Wege. Zum einen fährt an den Wochentagen die Fähre 73 den Anleger im 20- bis 40-Minuten-Abstand ganz regulär an (Abfahrt von Brücke 1 der Landungsbrücken), um von da aus weiter in die Tiefen des Hafens einzutauchen (eine Fahrt mit der Fähre 73 bis zur Ernst-August-Schleuse mit anschließendem Spaziergang am Spreehafen lohnt sich sehr). Zum anderen kommen Autofahrer durch den Hafen zum Theater. Die schönste Strecke aber ist der Weg durch den Alten Elbtunnel.

Durch den alten Elbtunnel auf die andere Flussseite

Der Alte Elbtunnel führt von St. Pauli bis nach Steinwerder unter der Elbe hindurch. Der Einstieg in den Tunnel liegt im Westen des berühmten Abfertigungsgebäudes an den Landungsbrücken.

Durch eine Top-Attraktion zur nächsten

Muss man zum Alten Elbtunnel noch etwas sagen? Ein Spaziergang durch dieses gewagte Kunststück der Bauingenieurskunst, 1911 eingeweiht und schon lange unter Denkmalschutz stehend, gehört für viele Hamburgtouristen fest zum Programm. Am südlichen Ende des Tunnels kehren die meisten Besucher gleich wieder um oder wenden sich – wieder an der Oberfläche – sofort nach links, um von der dort gelegenen Aussichtsplattform einen Blick auf St. Pauli zu werfen. Ich aber fahre mit dem Fahrrad geradeaus auf die Hermann-Blohm-Straße, an der Werft von Blohm + Voss vorbei. Hinter einer langgestreckte Kurve biege ich nach links in die Straße Am Fährkanal ein. Nach einer kleinen Brücke geht es nach rechts in die Straße Nordersand, dann tauchen auch schon die Parkplätze der Theater auf. Dieses letzte Teilstück durch das Industriegebiet ist vielleicht nicht besonders schön, aber zu Fuß ist die Strecke vom südlichen Ende des Alten Elbtunnels in gerade einmal 10 Minuten locker zu schaffen. Und der Weg lohnt sich!

Was für ein Blick auf Hamburg!

Blick auf den Michel vom anderen Elbufer aus

Sobald ich auf die Zufahrtsstraße zu den Parkplätzen einbiege, habe ich ihn vor mir, den schönsten Blick auf die Stadt. Genau gegenüber am anderen Ufer erhebt sich das Wahrzeichen Hamburgs über der Stadt: der Michel mit seinem charakteristischen Turm. Von der Promenade aus habe ich zu meiner Rechten einen perfekten Blick auf die Elbphilharmonie, auf die Hafencity mit dem Marco-Polo-Tower und auf Teile des Traditionsschiffhafens. Ganz weit im Osten sind sogar die Elbbrücken zu sehen.

Elbphilharmonie bei Nacht mit Spiegelung

Eine U3 schlängelt gerade auf den Hochbahnstelzen vorbei und mein Blick folgt ihr nach Westen hin zu den beiden Museumsschiffen Cap San Diego und Rickmer Rickmers, zum Trubel an den Landungsbrücken und zum Pegelturm des ehemaligen Abfertigungsgebäudes. Dahinter schließt sich das Hotel Hafen Hamburg an. Die Tanzenden Türme, das Gebäude, das am Beginn der Reeperbahn steht, und das große Rotklinkergebäude des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin sind zu sehen. Ein Stück weiter flussaufwärts erkenne ich die bunten Häuser der berühmt-berüchtigten Hafenstraße. Davor reger Schiffsverkehr: Fähren und Ausflugsdampfer, Barkassen und Fahrzeuge der Wasserschutzpolizei, kleine Yachten auf dem Weg in den Stadthafen und große Frachter, die ihre Ladung zu ihren Liegeplätzen im östlichen Teil des Hafens bringen. Hamburg als Wimmelbild!

Doch all das wird beherrscht vom mächtigen Fluss, der ruhig und unbeirrt vom Treiben auf dem Wasser und am Ufern seinen Weg in Richtung Nordsee nimmt.

Wer sich an dieser Aussicht sattgesehen hat, sollte sich noch einen Augenblick für die Kunst reservieren, die vor den Gebäuden und im Theaterneubau ausgestellt ist. Zwei der berühmten, bunten und großformatigen Nanas der Künstlerin Niki de Saint Phalles blicken auf die Stadt, daneben stehen ein hochbeiniger „Elephant“ von Salvatore Dalí und eine an ein komplexes Molekül erinnernde Großskulptur von Richard Deacon. Im Foyer des Theaters warten Fotografien und Lichtinstallationen.

Großartige Kunstwerke, meist erstaunliche Ruhe und der schönste Blick auf Hamburg – kaum 400 Meter Luftlinie von den Landungsbrücken entfernt. Wer sich einmal für eine Weile abseits des touristischen Pfades bewegen will, ist hier genau richtig.

4 Kommentare

  1. Hallo Cordula,

    da drüben bin ich auch gern. Noch spannender finde ich den Blick von der Afrikastrasse aus. Da gibts so eine kleine Wiese, die nur ganz wenige Menschen besuchen. Sehr herrlich.

    Liebe Grüße aus St. Pauli
    Stefanie

    • Cordula Natusch sagt

      Die ganze Ecke steckt voller Überraschungen. Und stimmt, da ist nie viel los …

  2. Hallo Cordula,
    da wir nächste Woche nach Hamburg kommen, kommt der Tipp gerade recht. Ich habe mir letztes mal schon überlegt, wie man auf die andere Seite kommt, ohne ein Musical Ticket zu kaufen.
    Liebe Grüße
    Anja

    • Cordula Natusch sagt

      Oh, da wünsche ich Euch viel Spaß in der schönsten Stadt der Welt. Zu den Musicaltheatern kommt man an den Wochentagen auch mit der Fähre 73 (ab Landungsbrücke 1). Da würde ich aber vorher die genauen Abfahrtzeiten recherchieren, die fährt teilweise nur im 40-Minuten-Rhytmus. Gruß Cordula

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